Meine Gedanken zu dem Buch:
Rebecca und Hephzibah sind Zwillingsschwestern und doch sehen sie sich überhaupt nicht ähnlich. Während Hephzi die Hübsche ist, leidet Rebecca seit der Geburt an dem Treacher-Collins-Syndrom. Einer körperlichen Missbildung. Ihre Knochen im Gesicht haben sich nicht gleichmäßig entwickelt, so dass sie entstellt ist. Selbst Hephzi schämt sich für sie. Sie liebt sie und dennoch traut sie sich nicht, zu ihr zu stehen, aus Angst dann alleine zu sein und auch von den Mitschülern verspottet zu werden, wie es Rebecca immer ertragen muss.
Beide Schwestern leben in eine Art Gefängnis. Der Vater ist ein jähzorniger, hasserfüllter und gewalttätiger Gottesmann. Er ist Pfarrer in der ortsansässigen Kirche und die Mutter verabscheut regelrecht Rebecca und auch die andere Schwester leidet häufig unter der Missgunst der Mutter. Die Schwestern dürfen dank der Großmutter, welche bereits durch schlimme Umstände sterben musste, endlich eine öffentliche Schule besuchen. Während Rebecca den Traum eines Schulabschlusses träumt, um sich endlich Arbeit und eine Wohnung suchen zu können, ist Hephzi eher noch sehr blauäugig und genießt die ersten Monate der kleinen Freiheit und eines Stückes Normalität, durch den Besuch der Schule.
Zum ersten Mal fühlt sich Hephzi etwas wie andere Teenager. Sie ist hübsch, beliebt und gern gesehen, während für Rebecca bis auf die wenigen Stunden ohne Schläge, alles beim Alten ist. In der Schule erleidet sie jetzt dafür zusätzlich den Spott und die Demütigung der Mitschüler. Hephzi erlebt für ein paar Momente Glück und findet in Craig ihren Retter, ihren Anker. Er ist die Ruhe und Liebe, die sie immer gesucht hat.
Ich glaube nicht an seinen Gott. Er ist noch nie gekommen, um mir oder meiner Schwester zu helfen, und mehr Beweise brauche ich nicht. Und was die Liebe betrifft: Wenn Gott Liebe war, so war er zusammen mit meiner Großmutter gestorben. ~ Zitat Seite 38
Der Einstieg und der Klappentext haben mich sofort gefesselt. Der Einstieg ist traurig, kalt und erschütternd. Der Verlauf der Geschichte wechselt zwischen den Gedanken der Schwestern, vor und nach dem Tod der von Hephzi.
Nach dem Tod der Schwester findet Rebecca den Mut, aus dem gespielten Familienidyll auszubrechen und erleidet dadurch nur noch mehr Schmerz, findet aber dennoch die Kraft, sich endlich zu öffnen und ihre Angst zu überwinden.
Ich lag da auf dem Haufen verdreckter Decken, zerschunden und vernarbt vom Hass meiner Eltern, ohne die kleinste Hoffnung auf Rettung. ~ Zitat Seite 199
Die Covergestaltung ist trotz der Farbgebung bedrückend und dennoch auf eine besondere Art sofort auffallend und ansprechend. Der Schreibstil und die Beschreibung der Charaktere treffend und auf den Punkt gebracht. Sie übermitteln die richtige Stimmung für diese Geschichte. Der Vater, nach außen hin der Vorzeigebürger, Gemeindeprediger und liebevoller Vater, doch wenn sich die Tür des Hauses schließt, verwandelt er sich in ein zu Mensch gewordenes Monster, das gewissenlos, seine Wut und seinen Frust an den eigenen Kindern auslässt.
Die Autorin lässt den Leser aufmerksam und intensiv teilhaben. Beschäftigt und bedrückt bleibt der Leser zurück und realisiert, dass selbst eine gutgeschriebene und erfundene Story nicht so weit der Realität fern liegt.
Kurz & Gut – mein persönliches Fazit:
![]()
Da mich dieses Buch sehr beschäftigt hat und ich immer noch darüber nachdenke, wie oft wir doch in den Medien von solchen Ereignissen hören und immer behauptet wird, dass es niemand mitbekommen hat. Die Autorin hat der einen Zwillingsschwester einen außergewöhnlichen Namen gegeben und wie vermutet handelt es sich bei dem Namen Hephzibah um einen biblischen Namen. Die Erklärung hierzu fand ich im Internet unter Babynamewizard.com:
HEPHZIBAH IS A WONDERFUL NAME FOR A GIRL WHO IS EXPECTED TO BE GREAT BECAUSE THE LORD'S DELIGHT IS IN HER AND HE HAD FAVOURED HER WITH ABUNDANT WEALTH WHICH IS UNQUATIFIABLE.